Kaffeeklatsch mit den Nachbarn

Selbstbestimmtes Wohnen bei der Lebenshilfe Heinsberg

Mitten in Heinsberg, unweit vom Zentrum, haben sich acht Menschen mit Behinderung ein neues Zuhause eingerichtet. Seit einem Jahr wohnen sie in drei kleinen Wohngemeinschaften an der Franz-Eifler-Straße. Die Wohngemeinschaften sind Teil des Ambulant unterstützten Wohnens intensiv (AuWi), einem Wohnangebot der Lebenshilfe Heinsberg. Hier entscheiden Menschen mit Behinderung selbst, wo und wie sie leben und welche Hilfe sie in Anspruch nehmen wollen. Und das Konzept geht auf: „Alle unterstützen sich gegenseitig und sind im Laufe der Zeit selbstständiger geworden“, berichtet Lisa Fischer, Leiterin des Wohnhauses. Unterstützt von einem bunt gemischten Team, bestehend aus Fachkräften, Auszubildenden und Studenten organisieren die Bewohner und Bewohnerinnen ihren Alltag weitestgehend selbstständig. Ob Kochen, Waschen, Putzen oder Einkaufen, im Haushalt hilft hier jeder mit. Auch ihre finanziellen Angelegenheiten regeln sie selbstständig. Jeder Bewohner verfügt über ein eigenes, modernes Zimmer mit Bad. Küche, Wohnzimmer, Balkon und Waschraum teilt man sich pro Wohngemeinschaft. An der Gestaltung der Räume haben sich alle beteiligt: „Für uns beginnt Selbstbestimmung bereits im Möbelhaus“, sagt Lisa Fischer. Von Tischen über Gartenmöbel bis hin zu Küchenfliesen und Arbeitsplatten – alles wurde gemeinschaftlich geplant und ausgesucht. Sogar ein Partykeller wurde eingerichtet. Und ihr Kollege Achim Klotz ergänzt: „Die Vielfalt der Charaktere macht den Reiz der Arbeit aus. Wir sind eine neue Einrichtung und konnten die Bewohner von Anfang an in Planung und Gestaltung des Wohnhauses mit einbeziehen, auch das ist etwas ganz Besonderes.“

Da die Einrichtung an der Franz-Eifler-Straße für einige Bewohner die erste eigene Wohnung ist, war der regelmäßige Austausch mit Eltern und Angehörigen enorm wichtig. Insbesondere kurz nach dem Einzug sei der Gesprächsbedarf groß gewesen: „Ablöseprozesse fanden auf beiden Seiten statt, denn nicht nur für die Bewohner und Bewohnerinnen, sondern auch für die Eltern brachen gewohnte Strukturen weg“, so Lisa Fischer. „Aber mittlerweile freuen sich die Eltern, wenn sie sehen, welche Fortschritte ihre erwachsenen Kinder machen. Ich habe das Gefühl, wir sind hier alle sehr gut angekommen“. Auch in der Nachbarschaft sind die acht Bewohnerinnen und Bewohner mittlerweile fest integriert, regelmäßig kommen Nachbarn zu Kaffee und Kuchen vorbei. Eine Nachbarin lädt die Bewohnerinnen und Bewohner sogar regelmäßig zu gemeinsamen Spaziergängen mit ihrem Hund ein.