Corona, BTHG und der Ausbau der gemeindenahmen Angebote stehen im Mittelpunkt der

Mitgliederversammlung 2021

Rund 100 Mitglieder hieß Vorsitzender Klaus Meier zur Mitgliederversammlung 2021 willkommen: „Wir freuen uns sehr, dass so viele Mitglieder gekommen sind. Das zeigt, dass wir langsam wieder zur Normalität zurückfinden!“ Klaus Meier begrüßte insbesondere die ehemaligen Vorstandsmitglieder Hans-Willy van Kann, Marianne Bückers, Heinz Schmitz, Heinz-Willi Jansen, Jakob Winkels und Arnold Willms und gedachte in einer Schweigeminute den verstorbenen Mitgliedern.

Im Anschluss begann der Vorsitzende mit seinem Bericht bei den Anfängen der Pandemie im Februar 2020: „Vor allem die eigenverantwortliche Schließung der Werkstätten – lange bevor sie die Behörden verordneten – verdanken wir der entschlossenen Handlung der Geschäftsführung!“ Die entschiedene Bekämpfung der Pandemie führte zu einer eigenen, autarken Quarantäne-Einrichtung, einem umfangreichen Einsatz von Fachkräften aus den Werkstätten bei anderen Trägern zur Sicherstellung der Betreuung während des Lockdowns auch und schließlich zum Aufbau eines Impfzentrums in der Lebenshilfe. Dafür bedankte sich sogar der Landesarbeits- und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann schriftlich, so Klaus Meier. Heute seien über 80% der Angestellten und über 90% der Mitarbeiter der Werkstätten geimpft. „Damit liegen wir weit über dem gesellschaftlichen Durchschnitt und deshalb sind wir zuversichtlich, im kommenden Jahr das kulturelle Leben in den Einrichtungen wieder aufleben zu lassen.“

Kinder und Jugend

Mit einem filmischen Einblick startete Vorstandsmitglied Monika Kohnen ihren Bericht über die Kindertagesstätten und Familienzentren: „Trotz Corona haben wir das Ziel weiterverfolgt, die inklusive Bildung und Förderung von Kindern mit Behinderung wohnortnah auszubauen.“

Die inklusive Kindertagesstätte Haaren eröffnete 2020. Eine weitere Kindertagesstätte ist in Geilenkirchen-Hünshoven geplant, der Baustart ist 2022. Eine Übergangsgruppe ist bereits in Betrieb. „Zu den Highlights der vergangenen Jahre zählen für mich 40 Jahre Frühförder- und Beratungsstelle 2019, die Einrichtung einer Naturgruppe in der neuen Kita Ratheim und auch die Waldgruppe Oberbruch ist mittlerweile anerkannt!“ erläuterte Monika Kohnen.

Wohnen und Freizeit

Vorstandsmitglied Carolina Sauerwein stellte die Entwicklung im Bereich Wohnen und Freizeit vor. Die Umstellungen im Rahmen des Bundesteilhabegsetzes (BTHG) im Hinblick auf die Differenzierung der existenzsichernden und personenzentrierten Leistungen stellten Einrichtungen der Behindertenhilfe vor große Herausforderungen. In diesem Kontext sei das Bedarfs-Ermittlungs-Instrument (BEI) mittlerweile flächendeckend eingeführt worden und habe den Individuellen Hilfeplan (IHP) ersetzt. Zurzeit seien mehrere neue Wohnprojekte in Planung – Projekte in Wassenberg, Heinsberg und Haaren. Das ambulant unterstützte Wohnprojekt an der Franz-Eifler-Straße in Heinsberg sei bereits erfolgreich umgesetzt. Die mittlerweile geregelte Refinanzierung der Nachtdienste im Ambulant unterstützten Wohnen intensiv (AUWI) sei eine große Erleichterung. Geprägt haben ihren Bereich die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die damit verbundene Installation einer Notfall- und Soforthilfe mit Unterstützung der Aktion Mensch. Zu ihren Highlights zähle die Realisation einer Koch-Webapp in leichter Sprache mit Unterstützung der Robert-Bosch Stiftung sowie die umfangreiche Teilnahme am Electrisize Festival 2019, welche im Rahmen einer Förderung durch die Aktion Mensch ab 2022 für weitere drei Jahre umgesetzt werden kann.

Arbeit und Bildung

Vorstandsmitglied Karl-Heinz Lauten berichtete über die Entwicklung der Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg. 1200 Mitarbeiter und 375 Angestellte seien zurzeit in den Werkstätten beschäftigt. In den vergangenen zwei Jahren haben die Werkstätten in verschiedene Modernisierungen investiert. Dazu zählen 200.000 Euro für die Anschaffung neuer CNC-Maschinen für die Metallverarbeitung und 180.000 Euro für die Schreinerei. 300.000 Euro investierten die Werkstätten in die Modernisierung von Speisesaal, Foyer sowie Küche des Betrieb 3 in Heinsberg. 130.000 Euro wurden in eine neue Aktenvernichtungs-Anlage in Erkelenz investiert, damit der breite Kundenstamm von mehr als 350 Kunden – darunter Notare, Rechtsanwälte und Steuerberater – zukünftig noch professioneller bedient werden kann. 380.000 Euro wurden in den räumlichen Ausbau des Förderbereiches am Standort Erkelenz investiert. Der Innenhof im Betrieb 1 wurde neugestaltet.

Rund acht Wochen lang waren die Werkstätten während der Pandemie geschlossen bzw. von einem Betretungsverbot betroffen. In dieser Zeit wurden Notgruppen eingerichtet: „Auch meine Familie war persönlich stark betroffen, denn mein Sohn konnte nicht in die Werkstatt. Zuletzt musste auch er in die Notbetreuung, weil sein Wunsch so groß war, seine Kolleginnen und Kollegen wiederzusehen. Für so viel Engagement und Unterstützung danke ich den Teams der Werkstätten.“

Insgesamt seien die Werkstätten gut durch die Pandemie gekommen, wenn auch 2020 ein Umsatzrückgang von 500.000 Euro festzustellen sei. Dennoch habe man keine Kunden verloren, zurzeit verzeichneten die Werkstätten wieder eine Vollauslastung. Einige neue Betriebsintegrierte Arbeitsplätze (BiAp) konnten in diesem Jahr eigerichtet werden, der Bedarf an Arbeitsplätzen im Förderbereich wachse kontinuierlich.

Auf die Rückfrage aus dem Publikum, wie man der steigenden Klientenzahl bei der stagnierenden Anzahl an Fachkräften begegnen wolle, erläuterte Edgar Johnen, dass einige Stellen 2020 auch aufgrund der Pandemie nicht besetzt werden konnten. Der Fachkräftemangel sei für die Lebenshilfe Heinsberg eine Herausforderung für die kommenden Jahre. Dafür wolle man sich neu aufstellen in der Personalsuche. Man überlege, die Ausbildungsangebote weiter auszubauen und man prüfe zurzeit die Konditionen für Fachkräfte.

DeinWerk

Jakob Lieck erläuterte die Entwicklungen der DeinWerk gGmbH, der ehemaligen Prospex. Die Lebenshilfe Heinsberg ist seit 2020 alleinige Gesellschafterin und führt die Prospex  unter dem Namen DeinWerk mit Standorten in Erkelenz und Oberbruch weiter – zunächst mit 177 Mitarbeitern mit Behinderung. Deren Anzahl sei bis Ende Juli 2021 auf 235 gestiegen. Vor allem lobte Jakob Lieck die Synergieerfolge und gute Kooperation zwischen den jeweiligen Werkstätten und die innovationsfreudige Einstellung der DeinWerk gGmbH, schließlich sei das Erfolgsprodukt „Bank gegen Ausgrenzung“ mittlerweile nicht nur weit über unsere Region hinaus bekannt, sondern auch von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten mit dem Exzellent-Preis ausgezeichnet worden.

Finanzbericht / Jahresabschlüsse…

Peter Katscher erläuterte die Jahresabschlüsse 2019/2020: Der Umsatz aller Einrichtungen betrug 2020 rund 67 Millionen Euro gegenüber 64 Millionen in 2019. Die Personalkosten beliefen sich 2020 bei 1109 Angestellten auf rund 40 Millionen Euro, was etwa 67% des Gesamtetats ausmache – neben Sachkosten wie Energie, Instandhaltung, Reinigung und Miete. Das positive Ergebnis betrug 2019 etwa 160.000 Euro, 2020 belief sich der Überschuss auf rund 150.000 Euro.

Die wesentlichen Investitionen umfassen den Aufbau der Waldgruppe Oberbruch, den Aufbau des Ambulant unterstützten Wohnangebotes an der Sittarder Straße und an der Franz-Eifler-Straße in Heinsberg, die Modulbauten am Betrieb 4 sowie die Errichtung einer Lagerhalle für die Schreinerei am Standort Oberbruch.

Zukünftige Bauprojekte

Vorstandsmitglied Klaus Brandhofe und kaufmännischer Geschäftsführer Stefan Erfurth stellten die neuen Bauprojekte im Rahmen eines Fünf-Jahres-Planes vor. Schwerpunkte seien die Errichtung einer inklusiven Kindertagesstätte in Geilenkirchen-Hünshoven mit vier Gruppen auf einem rund 2500 Quadratmeter großem Grundstück. Der Baubeginn ist für Mitte 2022 vorgesehen. Zudem plane man zwei Wohnhäuser für jeweils 16 Menschen mit Behinderung in Neubaugebieten in Wassenberg (Baubeginn des ersten Projektes Anfang 2022). Ein weiteres Wohnprojekt plane man als inklusive Wohneinrichtung in Heinsberg-Grebben mit 14 unterschiedlich großen Appartements für ca. 27 Menschen auf einem 2500 qm großen Grundstück in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes der Rurtal-Bahn (Baubeginn Sommer 2022). In Waldfeucht-Haaren soll in unmittelbarer Nähe des Schulzentrums eine Wohngemeinschaft auf 1000 qm Grundstück für acht für Menschen mit Autismus entstehen. Den Ausbau der Werkstätten plane man rund um die erworbene Halle der Firma Lengersdorf an der Parkstraße in Oberbruch. Dort sollen Flächen für die Seniorenbetreuung und den Berufsbildungsbereich sowie für KompASS und die Kita-Leitung entstehen. Das Grundstück sei rund 1000 qm groß und liege ideal in unmittelbarer Nähe zum Betrieb 2. Der Baubeginn sei für Ende 2022 vorgesehen.

Überlegungen im Vorstand zur zukünftigen Strukturierung des Vereins

Klaus Meier erläuterte, dass der Vorstand eine strukturelle Neuausrichtung des Elternvereins diskutiert. „Meine Vorstandskolleginnen und -kollegen und ich leisten viele ehrenamtliche Stunden, man kommt schnell auf 150 Termine in einem Jahr, die ich oft zusätzlich vor- und nachbereite“, so Klaus Meier. Das erledigten er und sein Team gerne und mit viel Elan. Jedoch hafte der Vorstand grundsätzlich mit seinem Privatvermögen, was bei den vielfältigen Aufgaben und der Vereinsgröße nicht nur in Zeiten der Pandemie eine immer größere Herausforderung und auch Belastung darstelle. „Es ist unsere Pflicht, bei der Fülle und Komplexität der Aufgaben zu überlegen und zu prüfen, ob der Vorstand in ehrenamtlicher Form in Zukunft noch funktionieren kann. Ich möchte Sie beruhigen: Wir trauen uns das auch weiterhin zu!“ Aber man müsse im Hinblick auf die Herausforderungen der Zukunft überlegen, was passiere, wenn man keine adäquaten Nachfolger für den Vorstand finde: „Was passiert, wenn der Vorstand aufgrund seines Alters, Krankheit oder eventuellen Krisensituationen handlungsunfähig wird?“ Im Austausch mit befreundeten Lebenshilfen habe man alternative Rechtsformen geprüft, etwa mit der Lebenshilfe Oberhausen gGmbH, jedoch sei dort aufgrund der Rechtsform der Einfluss der Eltern nicht mehr unmittelbar gegeben. Anders in der Lebenshilfe Wetzlar Weilburg: Dort agiere ein hauptamtlicher Vorstand gemeinsam mit einem ehrenamtlichen Aufsichtsrat. Diese Lösung könne man sich auch für die Zukunft der Lebenshilfe Heinsberg vorstellen, so Klaus Meier. In der anschließenden Diskussion mit dem Plenum erläuterte der Vorsitzende die behutsame Vorbereitung der Satzungsänderung für die kommenden Jahre. „Wir wollen nichts überstürzen und werden die Mitglieder bei diesen Entscheidungen rechtzeitig mit einbeziehen!“