Werkstätten sind ein wichtiger Ort zur Teilhabe am Arbeitsleben
Karl-Josef Laumann, Ministerpräsident für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, besuchte gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers sowie den Landtagsabgeordneten des Kreises Heinsberg, Bernd Krückel und Thomas Schnelle die Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg. Mitarbeiter mit Behinderung der Lebenshilfe-Werkstätten zeigten den Gästen ihren Arbeitsplatz und kamen ins Gespräch über ihre Vorstellung von Teilhabe am Arbeitsleben. Dabei stand die Bedeutung der Werkstätten als Lern- und Sozialraum im Mittelpunkt.
Pascal Simons arbeitet in den Werkstätten und ist Mitglied des Werkstattrates, dem Sprecherrat der rund 1150 Mitarbeiter mit Behinderung. Auch auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt war er bereits tätig und berichtet von seinen Erfahrungen. Das Gefühl, im Job ausgegrenzt zu werden und dem Druck nicht standhalten zu können, möchte er nie wieder erleben. In den Werkstätten fühlt er sich wohl, hier kann er sich mit seinen Fähigkeiten und Stärken einbringen, das Gefühl der Überforderung hat er seitdem nicht mehr erlebt, dies sei ihm sehr wichtig. Andre Krings arbeitet bereits seit 20 Jahren in den Werkstätten, seit vielen Jahren gehört er zum Team des Café Lesbar. Ihm sind die persönliche Begleitung und Assistenz wichtig, die er so auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nicht erwarten kann. Schließlich hat Arbeiten auch viel mit Wohlfühlen und Lebensqualität zu tun. Das unterstreicht auch Meike Feddersen. Sie arbeitet noch nicht lange in den Werkstätten, aber hat dort bereits viele Arbeitsbereiche ausprobiert, weil sie neugierig bleiben und neue Herausforderungen kennenlernen möchte. Die junge Frau ist auf den Rollstuhl angewiesen, ihr sind die persönliche Assistenz und eine professionelle, pflegerische Begleitung wichtig. Ob sie die umfangreiche Unterstützung, die sie in den Werkstätten erlebt, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt erhalten kann, bezweifelt sie.
Karl-Josef Laumann betonte die Bedeutung der Werkstätten als Lernort für eine individuelle, berufliche Förderung und Chancengeber für eine Teilhabe am Arbeitsleben vor allem für Menschen, die aufgrund ihrer komplexen Behinderung Assistenz und Begleitung benötigen. Für ihn stehen die Werkstätten nicht im Widerspruch zur UN-Behindertenrechtskonvention (UNBRK), vor allem in Bezug auf die Chancen, die Werkstätten in Nordrhein-Westfalen für rund 20.000 Menschen mit komplexer Behinderung im Förderbereich bieten. Er erwartet dabei gleichzeitig jedoch, dass Werkstätten die individuelle Begleitung und Förderung ihrer Mitarbeiter bei Bedarf und Möglichkeit bis hin auf den ersten Arbeitsmarkt verfolgen: „Ich sehe, dass man hier in der Lebenshilfe auch dafür ein sehr wachsames Auge hat!“ Zurzeit arbeiten bereits 54 Menschen mit Behinderung außerhalb der Werkstätten in Firmen und Unternehmen in der Region, jährlich werden bis zu fünf Mitarbeiter auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vermittelt.
Wilfried Oellers vertritt den Kreis Heinsberg im Bundestag und pflegt seit vielen Jahren einen engen Austausch zur Lebenshilfe Heinsberg. Als Beauftragter der CDU/CSU für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung sucht er in fachlichen Fragen regelmäßig den Kontakt zu Menschen mit Behinderung nicht nur in seinem Wahlkreis. Werkstätten leisten einen wichtigen Beitrag für die Teilhabe am Arbeitsleben, so Oellers. Dabei müssen aktuelle Fragen wie etwa eine faire und nachvollziehbare Vergütung für Mitarbeiter der Werkstätten auf Bundesebene endlich beantwortet werden, so Oellers. Dazu hat Wilfried Oellers im vergangenen Jahr eine deutschlandweite Fachtagung in Berlin organisiert und sucht den regelmäßigen Austausch zu den Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg.
Abschließend gab Guido Rothkopf, pädagogischer Vorstand der Lebenshilfe Heinsberg, der Politik den Wunsch mit auf den Weg, die vielen bürokratischen Hürden abzubauen. Denn seit Einführung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) wird die Arbeit für und mit dem Menschen mit Behinderung an vielen Stellen erschwert, da rechtliche Vorgaben und Verwaltungsaufgaben rund um die individuelle Förderung immer mehr Arbeitszeit in Anspruch nehmen. Dem stimmte Laumann zu und versprach, das Thema mit nach Düsseldorf zu nehmen.