Peter Ackermann feiert 80. Geburtstag

Peter Ackermann lebt seit 1983 in der Lebenshilfe-Wohnstätte in Wildenrath. Am 22. Juli feiert er seinen 80. Geburtstag. Gemeinsam mit Assistentin Janine Jansen blickt er auf sein ereignisreiches Leben zurück. Biografiearbeit ist Teil der pädagogischen Arbeit in der Lebenshilfe.

Sein kleiner Bruder hieß Valentin. Peter Ackermann erinnert sich noch gut an ihn. Ein kleines Bild seines Bruders hängt an der Wand. „‘S scho lange her“, sagt Peter Ackermann. Das Foto ist die einzige Erinnerung an seine Kindheit in Jugoslawien, wo er 1937 geboren wurde. Aufgrund eines frühkindlichen Hirnschadens hat Peter Ackermann eine geistige Behinderung. Als kleiner Junge erlebte er mit seiner Familie den Ausbruch des 2. Weltkrieges hautnah. Auf der Flucht vor der deutschen Besatzungsmacht wurden seine Eltern getrennt. Gemeinsam mit seiner Mutter Susanna wurde er gefangen genommen und kam in ein Internierungslager. „Die Zeit damals muss sehr hart gewesen sein“, glaubt Assistentin Janine Jansen, die Peter Ackermann seit einigen Jahren in der Lebenshilfe-Wohnstätte begleitet. Sie hat dessen Lebenslauf in einer Biografie-Mappe gesammelt und geordnet. „Die Mutter hat das Lager nicht überlebt. Gewalt, Hunger und täglicher Überlebenskampf haben Peter geprägt. Manchmal erinnert er sich an seine Kindheit. Dann spricht oder singt er auch auf jugoslawisch.“ Nach der Befreiung aus dem Lager wurde Peter Ackermann in einem Kinderheim aufgenommen, dort fand ihn kurze Zeit später sein Vater, der mittlerweile in Deutschland lebte und nach dem Krieg seine Familie in Jugoslawien suchte. Er nahm Peter zu sich nach Heinsberg-Schafhausen. So wurde Schafhausen seine zweite Heimat. Nachdem sein Vater erneut geheiratet hatte half der große Sohn mit, seine Stiefgeschwister Anna und Josef groß zu ziehen. 1975 erhielt Peter Ackermann einen Arbeitsplatz in der gerade eröffneten Werkstatt für behinderte Menschen in Oberbruch, und 1983 zog er in die Wohnstätte Wildenrath. Hier hat er viele Freunde und Bekannte, er kennt die Nachbarn, nimmt an den zahlreichen Dorfaktivitäten teil und hat bis heute einen engen Kontakt zu seiner Stiefschwester Anna.


„Biografiearbeit ist wichtiger Teil unseres pädagogischen Konzeptes in den Lebenshilfe-Wohneinrichtungen“, erläutert Christoph Cremers, Leiter Bereich Wohnen der Lebenshilfe Heinsberg. Gemeinsam mit Sonja Billmann, Supervisorin und Transaktionsanalytikerin hat er ein Konzept zur Erfassung der Lebensgeschichte von Bewohnerinnen und Bewohnern in den Lebenshilfe-Wohneinrichtungen entwickelt. „Biografiearbeit ist ein sehr aufwendiger Prozess, der – wenn möglich – auch die Ansichten und Erinnerungen der Angehörigen einbezieht. Die Kenntnis der Lebensgeschichte erleichtert Verständnis und Interpretation von Verhaltensmustern. Werte, Normen, Ansichten und Entwicklungen in unserer Gesellschaft spiegeln sich nicht nur in persönlichen Lebensgeschichten wider. Sie wirken sich auch auf individuelles Verhalten, persönliche Einstellungen und Auseinandersetzung mit dem Umfeld aus und sind somit Basis unserer pädagogischen Reflexionsarbeit“, erläutert Sonja Billmann.
Seine Geburtstagsfeier hat Peter Ackermann gemeinsam mit seiner Assistentin organisiert. Seine Geschwister, Mitbewohner, Nachbarn und Freunde sind zu einem Grillfest eingeladen. Was er sich wünscht? Natürlich dass alle kommen werden, „und was schönes zum Anziehen und eine Eistorte!“ Für das große Fest hat Assistentin Janine ein jugoslawisches Geburtstagslied gesucht. Peter Ackermann strahlt, als er es hört und singt gleich mit. Das wird ein großes Fest!